Nationale und regionale Unterschiede der Wasserqualitäten

August 17, 2021 7 min. Lesezeit

Nationale und regionale Unterschiede der Wasserqualitäten

Willkommen, liebe Leserinnen und Leser, zu unserem Urlaubs-Blog.

Dieses Thema ist eine weite Reise, so dass ich mich gezwungen sehe, es in mehrere Artikel aufzuspalten. Es wird ohnehin wieder nur die Spitze eines Eisbergs sein, die wir hier aufzeigen können. Aber vielleicht gelingt es mir wenigstens, Ihnen die Prinzipien zu vermitteln, die Sie anregen mögen, selbst auf die Suche zu gehen – nach dem Wasser. Heute also Teil 1: Die ersten geologischen Faktoren. Genehmigen Sie sich als Öl für Ihre Zahnräder im Kopf noch schnell ein oder zwei Gläser frisches Wirbelwasser, lehnen Sie sich zurück und gehen Sie mit mir auf eine neue Reise zum Wasser und damit zu unserer Mutter Erde, denn sie hat – natürlich – den grössten Einfluss auf die regionale Unterschiedlichkeit der Wässer. So wie es keine zwei gleichen Landschaften mit denselben geologischen Formationen im Untergrund gibt, kommen auch nirgendwo zwei identische Wässer aus der Leitung.

Wasser - Grenzgänger und Vermittler
Genau deshalb fahren wir doch auch in den Urlaub: Um mal etwas anderes zu sehen, zu riechen, zu hören und zu schmecken – oder? Wie viele andere auch verbringe ich die Ferien mit meiner Familie am liebsten am Meer. Da ich schon als Kind angesichts der unermesslichen Weisheit und Güte unserer Natur nur in demütiges Staunen verfallen bin, mir aber aufgrund der ständig zunehmenden und immer todbringenderen Hybris der Menschen jeden Tag mulmiger im Bauch wird, war ich schon immer ein überzeugter Nicht-Flieger, Impfkritiker und Gentechnik-Gegner – was mich in der nun inszenierten Plandemie endgültig zum Vogelfreien und Staatsfeind gestempelt hat. Daher schreibe ich diese Zeilen nicht unter Palmen in der Südsee, sondern nur ein paar Autostunden entfernt im Norden Dänemarks, im "Lyssetland". Wie vielleicht an keinem anderen Ort der Welt verschmelzen im Sommer in Jütland regelrecht die Grenzen zwischen Land, Meer und Himmel. Ich kenne keinen Ort, wo man so von Wasser umgeben ist – ausser natürlich auf hoher See.

Land aus Licht und Wasser
Beinahe jede Minute zaubert hier die von nur wenigen Menschen malträtierte Natur eine neue, unbeschreibliche Komposition aus tausend Farben, mal strahlend sonnendurchflutet, dass man sich dreitausend Kilometer weiter südlich wähnt, dann wieder manieristisch düster mit nur einer schmalen Himmelsleiter aus Licht, ein andermal treibt ein regelrechter Ragnarök mit sintflutartigen Regenfällen und tosenden Brechern einen in die Realität und ins Haus zurück. Hier kann man, um Udo Jürgens zu zitieren, „in der eisigen Luft des Alleinseins den Duft der Freiheit riechen“. In diesem Land ist alles ständig von Wasser durchdrungen. Kaum etwas taugt besser dazu, sich des offenen wie verborgenen Wirkens des Wassers bewusst zu werden. Die Natur als offenes Buch, das Wasser als Lehrmeister. Wer das Wasser zu verstehen beginnt, lernt automatisch etwas über unsere Mutter Erde und ihre Bildungs- und Lebensprozesse.

Seltsame Synchronizitäten
Vorhin ging ich mit meinen drei Kindern am Strand spazieren und sie assen gerade Vanille- Erdbeer- und Schokoladeneis, da bemerkte ich, dass das Meer hier überall dieselbe Fürst-Pückler-Trikolore anspült: Weisse, rote und schwarze Steine – die Farben der Phäaken, der Nord- und Seevölker, die Homer und Platon einst beschrieben, die kühnen Seefahrer, die als einzige damals mit ihren Drachenbooten nicht nur das Mittelmeer sondern auch den grossen Ozean befuhren und neben Zink und Kupfer für Bronze auch bereits die ersten Eisengegenstände in die Ägäis und die Levante brachten. Übrigens auch den Bernstein, den man hier manchmal findet, womit wir beim Schwarz-Rot-Gold wären, doch das würde zu weit führen …

Dieselbe Dreiheit der Farben Schwarz, Weiss und Rot kannte man auch in der Alchemie:

Albedo = ‚Weisse‘, ,Bleichheit‘ stand für die erhellende, erhebende Wirkung des Geistes.

Rubedo = ‚Röte‘ galt als ein Synonym für das vermittelnde Prinzip der menschlichen Seele.

Nigredo = ‚Schwärze‘, ‚Dunkelheit‘ bezeichnete die Tendenz zur materiellen Trägheit.

Und eine weitere Dreiheit – Tria Principia – kannten die Alchemisten: Sal, Sulphur und Mercurius.

Zwar bedeuten die Worte Salz, Schwefel und Quecksilber, doch meinte man damit nicht die chemischen Substanzen, sondern sie wurden als Synonyme für Wirkprinzipien verstanden: 

Sulphur bedeutete das feurig-luftige und verwandelnde Prinzip.

Mercurius stand für das wässrig-zähe also verbindende Element.

Sal verkörperte die erdig-feste Materie oder formgebende Prozesse.

Dieselbe Dreiheit von Körper, Seele und Geist wies auch Yggdrasil auf, der Lebensbaum der Edda, dessen Wurzeln in Utgard, dem unteren Garten standen, sein Stamm durchdrang Mitgard, den mittleren Garten, während seine Krone in Asgard, dem Asengarten oder Reich der Götter erblühte.

Wundert es uns da noch, dass auch unsere Mutter Erde eine Dreiheit von Gesteinen aufweist?

1 Magmatische Gesteine oder Erstarrungsgesteine werden gebildet durch das Erkalten und Auskristallisieren von Magma, geschmolzenem Material aus dem Erdinneren. Beispiele hierfür sind Granit, Basalt oder Gabbro.

2 Sedimentgesteine oder Ablagerungsgesteine (wie beispielsweise Sandstein, Kalkstein, oder Steinsalz) entstehen durch Verwitterung und Erosion von Gesteinen und erneute Ablagerung der Verwitterungsprodukte.

3 Metamorphe Gesteine oder Umwandlungsgesteine werden unter hohem Druck beziehungsweise hoher Temperatur – beispielsweise im Erdinneren aber auch bei einem Meteoriteneinschlag – aus älteren Gesteinen umgeschmolzen. Beispiele dafür wären Gneis, Schiefer oder Obsidian.

Ich überlasse es Ihnen, geneigte Leserinnen und Leser, die analoge Zuordnung zu den aufgezeigten Wirkprinzipien selbst herauszufinden.

Kalkstein
Jetzt wollen wir einmal versuchen, diese Dreiheit der Gesteine in unserem Umfeld zu verfolgen. Wir Deutschen und Schweizer und etliche weitere Völker haben helles, fast weisses Gestein in Überfülle vor der Haustür: die Alpen. Gewaltige geologische Umwälzungsprozesse haben einstmals den über tausend Kilometer breiten Urozean Tethys auf weniger als ein Zehntel seiner Ausdehnung zusammengeschoben und folglich das Gestein kilometerhoch bis in den Himmel aufgetürmt. Doch wie war dieser Kalkstein des ehemaligen Meeresgrundes ursprünglich entstanden? Myriarden von Tieren – Schnecken, Muscheln, Korallen, Fische, Plankton – haben ihn über Äonen langsam aus dem Meerwasser abgeschieden. Fällt Ihnen das Koan auf? Aus der Nigredo, der ‚Schwärze‘ oder dem Sal, aus der Tendenz zur materiellen Verdichtung, aus dem Bestreben der Tiere, sich zu verhärten, zu schützen und zu verkriechen scheidet sich in den lichtdurchfluteten oberen Meeresschichten heller Kalkstein also quasi Albedo-Stein, Weiss-Stein ab. Ist Göttin nicht einfach genial?

Calcium Carbonicum
Und von diesem scheinbaren Paradox berichtet uns auch das Wasser in den Alpenregionen. Was bewirkt es? Zunächst einmal ermöglicht der Kalk den Menschen, ihre Knochen und Zähne leicht aufzubauen und stabil zu halten. Das brauchen sie auch, denn das Leben in den Bergen ist hart – zumindest war es das früher einmal. Doch der Kalk im Wasser ist auch verschrien, weil er sich gerne irgendwo absetzt, und dann wie Sand im Getriebe wirkt - in den Rohrleitungen ebenso wie in den Blutgefässen oder in den Nieren. Das Strukturmaterial Kalk macht die Menschen in den Alpenländern aufrecht, bodenständig und heimatverbunden, doch er bewirkt auch eine gewisse Starrheit, Engstirnigkeit und Rückständigkeit, die so gar nicht zu der weiten, offenen Landschaft, den schnellen Wetterwechseln und der Nähe zum Himmel passen will. Doch dies ist nur wieder ein scheinbares Paradox, das einer beschränkten Sichtweise entspringt. Fassen wir den Blick weiter, ergibt sich ein stimmiges Bild: Da die Alpenvölker den Unbilden der Natur in stärkerem Masse ausgesetzt sind als die Flachländer, benötigen sie auch etwas mehr Rückgrat und materiellen Schutz. Dafür gibt ihnen die Natur hartes Wasser mit reichlich Kalk auf den Weg.

Vulkanisches Gestein
Jetzt brauchen wir als Gegenpol ein typisch schwarzes Gestein. Lava kommt uns da sofort in den Sinn. Und wenn wir das zuvor erkannte Prinzip hier ebenfalls anwenden, fügt sich alles wunderbar zusammen. Lava, also von einem Vulkan oder bei einem Erdbeben ausgestossenes Gestein muss schwarz sein, weil es aus den lichtlosen Tiefen der Erde stammt. Doch Lava entsteht, angetrieben von überschüssiger Wärme aus der Erde, also aus dem Nach-oben-Streben des Gesteins, das noch verstärkt wird durch zahlreiche Gase, die wegen der Druckentlastung beim Nach-oben-kommen Blasen bilden, was das Gestein manchmal so luftig macht, dass es sogar schwimmt – Tuff genannt. Die Tätigkeit, die Lava bildet, erkennen wir also unschwer als einen Sulphur-Albedo-Vorgang, eine feurig-luftig-helle Schwefel-Weiss-Aktion, ein Vulkanausbruch mit Feuer, Rauch und – das wird meist übersehen – auch grossen Mengen an Wasserdampf aus der Tiefe der Erde. Dafür spricht auch die Zusammensetzung von Lava: Sie besteht in der Regel zu deutlich über der Hälfte aus Silikaten, auch Kieselerde genannt, chemisch gesprochen Siliziumdioxyd. In reiner Form bildet es weisse, sogar farblose Kristalle wie den Bergkristall – und ist nebenbei das Ausgangsprodukt für Glas – und wird nur durch andere Stoffe gefärbt. Dann erhalten wir Quarze, die in buchstäblich allen Farben des Regens vorkommen vom roten Aventurin bis zum violetten Amethyst. Der Vulkanausbruch ist jedoch so heftig, dass keine Zeit zum Wachstum grösserer oder reinerer Kristalle bleibt.

Natürlicher Aktivkohlefilter
Im Erdinneren befindet sich auch stets so viel Kohlenstoff, dass Lava schwarze bis maximal graue, manchmal auch durch Eisenoxyd braune Farbe hat. Silizium und Kohlenstoff, weisses und schwarze Substanz gehen bei der Lava also eine regelrechte Ehe ein. Vulkanische Böden sind gar nicht so selten, wie die gerade andauernde geotektonische Ruhepause der letzten Jahrtausende uns vorgaukelt. Die letzte grössere kosmische Katastrophe ist erst knapp dreizehntausend Jahre her und in deren Folge brachen weltweit Dutzende Vulkane aus, so dass sich das Klima deutlich abkühlte – den Geologen bekannt als Jüngere Dryas. Seither kommt die Erde wieder zur Ruhe und das Klima erwärmt sich – ganz natürlich. Vulkanlandschaften finden wir auch vor der Haustür, beispielsweise in der Eifel, dem westlichen Teil Deutschlands von der Rheinebene bis Luxemburg und Belgien. Das noch bis in die Gegenwart aktive Vulkangebiet weist stellenweise ziemlich mächtige Schichten von Vulkanasche auf. Hier hat unsere Mutter Erde den Menschen einen natürlichen Aktivkohlefilter spendiert – feinste Kohlepartikel vergesellschaftet mit Kieselerde – der das Wasser im Boden filtert und den Bewohnern des Gebiets kalkarmes und daher weiches Grundwasser beschert, das allerdings stellenweise etwas höhere Silikat- und Sulfatwerte aufweisen kann, denn der Suphur-Prozess hat auch Schwefel an die Oberfläche gebracht.

Silicea
Welche Wirkung auf den Menschen hat nun das kieselerdereiche ‚vulkanische‘ Wasser? Silizium ist der zweite grosse Strukturgeber im Lebendigen, vor allem in den Pflanzen und in den weichen Strukturen der Tiere und Menschen wie Knorpel und Bindegewebe. Daher hat Silizium eine ganz andere Charakteristik als der Kalk der Knochen und Schalen. Silikat-Wasser-Trinker sind pflanzenhafter, also weitaus zurückhaltender, umgänglicher und anpassungsfähiger als Kalk-Wasser-Trinker. Sie sind weise genug, sich so manchem Sturm zu beugen, wissen aber dennoch genau, was sie wollen und finden elegantere Wege, sich durchzusetzen als die manchmal etwas polternden und vierschrötigen Kalk-Menschen. Es ist, als führte ihnen der Vulkan die Volatilität des Lebens vor Augen und lehrte sie, dass man mit Sturheit gegen Naturgewalten nicht ankommt, sondern dass man bei einem Vulkanausbruch nur fortziehen kann und sein Glück anderswo und auf andere Weise versuchen muss. Silizium-Menschen trinken lieber Wein als Bier und lieben eher die gepflegte Konversation als Wirtshausparolen. Sie sind angenehme Zeitgenossen, doch tritt man ihnen zu nahe, bekommt man die unter den Blüten und Blättern verborgenen Dornen zu spüren, die Silikatnadeln, die scharfen Spitzen des Bergkristalls.

Fortsetzung folgt
In der nächsten Folge nehmen wir uns als Beispiel für die Rubedo, die Röte bzw. den Mercurius-Prozess einen weit verbreiteten Gesteins-Mischling vor, der nicht nur sehr wasserreich, sondern auch typisch untypisch wie das Wasser ist und in keine Schublade passt, ein Gestein, das die Ambivalenz der menschlichen Seele verkörpert. Können Sie erraten, was das sein wird? Lassen Sie sich überraschen.